Rückbindungen und andere sprachliche Verbindungen
Folgt man dem Wort „Religion“ zu seinen sprachlichen Wurzeln, so wird vermutet, dass es sich wahrscheinlich um eine Wortbildung zu lat. relegere ‘von neuem in Gedanken durchgehen’ handelt, eigentlich ‘wieder zusammennehmen, zurücknehmen, wieder, von neuem lesen’ (vgl. lat. legere ‘auflesen, sammeln, auslesen, auswählen, lesen’).
Eine andere etymologische Auffassung führt die Wortbildung auf lat. religio zu lat. religāre ‘zurück-, auf-, anbinden, befestigen’ und lat. ligāre ‘binden, an-, festbinden, verbinden, vereinigen’ zurück.
Geste der Verbundenheit unter den Menschen und für Gläubige der Verbundenheit mit Gott gibt es viele. Sie alle verbindet der Wunsch der Herstellung einer Gemeinsamkeit, die Herstellung einer Verbindung, das Finden von Verbindlichkeiten. Doch dieser Wunsch stößt zugleich auf Bedeutungen, die Gesten in einzelnen Kulturen haben. Und schon entstehen neben neuen Verbindungen auch Verwicklungen. Kunst ist immer auch ein Prozess der Entwicklung von Verwicklungen – und gibt diesen Form.
Robert Krokowski