Gegensinn

Selbstportrait mit Masken und Handschuhen, © Frank Werner Pilgram

… bedeutet sowohl „Wahrheit“ als auch „Lüge“, ferner „Muse und Musen“ (Sg./Pl.).
Es wird dementsprechend als Bezeichnung für „wahr und falsch“ gebraucht; im Politischen sprechen Engel auf diese Weise von „rechts und links“, erweitert um „schwarz und weiß“, „gut und böse“, „richtig und falsch“. Allgemeiner steht es für Gegensatzpaare wie „schnell und langsam“, „schwer und leicht“, „konkret und abstrakt“. Im erweiterten Sinne wird dieses SDE-Wort als Synonym für „Gesicht und Maske“ oder in der Logik als „contradictio in adiecto“ (lat.) verwendet, mithin als das, was man ein „Oxymoron“ (rhet.) nennt.

Davon abgeleitet übersetzt man so den Begriff der „Dialektik“ (philos.) ins Himmlische, wenn man jede platonische Implikation vermeiden will. Die Psychoanalyse versteht unter diesem Wort „Zweideutigkeit“ und deren emotionale Entsprechungen „Ambivalenz“ oder „Liebe und Haß“.

Sprichwörtlich wird es unter Cherubim verwendet, wenn sie ausdrücken wollen, daß etwas neben Flügeln auch „Hand und Fuß hat“, insofern auch im Sinne von „Handschuh = geerdet und sicher begreifende Maske der Hand“, im Rotwelschen gefallener Engel daher für „Fingerabdrücke und Spuren vermeiden“.

Frank Werner Pilgram