Seit nunmehr 22 Jahren arbeiten wir an einem unserer Langzeitprojekte zum Thema Engel und Botschaften. Vieles ist während dieser Zeit entstanden und archiviert worden, manches verworfen und manches nicht mehr auffindbar. Doch manchmal begegnet uns, während wir anderes suchen, fast Vergessenes.
Hier eine Kostprobe aus den Anfängen.
Datum: Winter 2001
Material: Telefonbücher, ein Telefon, ein Faxgerät
Titel: Es gibt viele Arten von Engeln
Text der telefonischen Anfrage an Menschen, deren Geschäfte „Engel“ im Namen tragen:
„Guten Tag, mein Name ist Marlen Wagner. Ich recherchiere für ein Kunstprojekt rund um das Wort „Engel“. Dafür habe ich etliche Personen und Firmen dieses Namens aus dem Telefonbuch herausgesucht und bitte diese nun, mir ihre Visitenkarte per Fax zukommen zu lassen. Wären Sie wohl so freundlich, mir auch die Ihre zu faxen?“
Einige der erhaltenen Antworten:
„Hier ist nur die Mutter. Aber mein Sohn tut so was nicht!“
„Visitenkarte? Ich kenn Sie ja nicht.“
„Davon wollen wir doch lieber Abstand nehmen.“
„Wat wolln Se denn damit?“
„Nein! Sie könnten ja Schindluder damit treiben!“
„Fax? So was Neumodisches hab‘ ich nicht.“
„Meine Visitenkarte hat goldene Schrift. Aber bleiben Sie mal dran …“
„Kunstprojekt? Nee!“
„Nee, die wohnt hier nicht mehr. – Wer sind Sie überhaupt?“
„Ich wohn nicht mehr in Berlin.“
Einige derer, die ihre Visitenkarten faxten:
eine Baufirma, ein Bestattungsunternehmen, eine Gebäudereinigung, ein Unternehmen für Schiffselektronik, ein Maklerbüro.
Es gab sich verweigernde Engel, unbekannt verzogene und ihr Versprechen brechende Engel.
Marlen Wagner